Von Dirk Skrzypczak, Mitteldeutsche Zeitung
Der Post TSV plant eine neue Trainingsanlage auf dem Roßplatz.
Welche Rolle Kinder dabei spielen und was aus der alten Jahnturnhalle wird.
Hilmar Bulka ist der Kopf hinter dem Turnhallen-Projekt. Der PTSV kümmert sich bereits seit 2007 um die alte Jahnturnhalle am Roßplatz.
Halle (Saale) - In der Jahnturnhalle ist es still in diesen Lockdown-Tagen. Hin und wieder kommen Kinder und Erwachsene, um individuell zu trainieren. Mehr geht nicht in Corona-Zeiten. Für die älteste Turnhalle der Stadt Halle, 1863 errichtet, und den Post-Turnverein (PTSV) als Nutzer ist es eine ungewohnte Situation. Normalerweise quillt die Sportstätte über.
„Es gibt ein Leben nach Corona. Und dann kehrt das Platzproblem zurück. Normalerweise ist die Halle ausgebucht“, sagt Hilmar Bulka, Abteilungsleiter Turnen im PTSV. Der Verein mit seinen 400 aktiven Turnmitgliedern verfolgt daher seit 2018 einen ehrgeizigen Plan. Direkt neben der ehrwürdigen Jahnhalle als Denkmal soll eine neue Sporthalle auf den Roßplatz gebaut werden. Das Projekt geht jetzt in die entscheidende Phase.
Grundstück schon gemietet
Die neue Halle - etwa 39 mal 26 Meter groß - soll in direkter Nachbarschaft nördlich der Jahnhalle errichtet werden. Den Mietvertrag für das Grundstück hat der Verein mit der Stadt bereits geschlossen. „Wir sind verpflichtet, dass wir bis spätestens 2025 die Halle errichtet haben müssen. Sonst fällt die Fläche an die Stadt zurück“, sagt der 61-Jährige.
Die Idee klingt derart futuristisch, dass Außenstehende sie für ein Hirngespinst halten könnten. Hinter den Kulissen haben Bulka und sein Team längst mit der Umsetzung begonnen. So hat der Verein bereits die nötigen Versorgungsträger angefragt: Das neue Objekt mit Strom und Wasser zu versorgen, sei kein Problem. Die Baugrunduntersuchung ist bereits erfolgt, der Kampfmittelbeseitigungsdienst sieht keine Gefahr für den Tiefbau.
Rund zwei Millionen Euro soll die Sportstätte kosten
Ein Brandschutzgutachten existiert als Vorentwurf. Und bereits im September 2020 hatte der PTSV bei der Stadt eine Bauvoranfrage eingereicht. Die Antwort steht noch aus. „Sobald die Zusage aus dem Ratshof vorliegt, kümmern wir uns im Detail um die Finanzierung“, sagt Bulka. Rund zwei Millionen Euro soll die Sportstätte kosten - eine Halle mit fest installierten Geräten, rein für das Turnen konzipiert.
Auch der Grobplan für die Investition steht. 50 Prozent der Kosten soll der Landessportbund als Förderung zuschießen. 30 Prozent trägt demnach die Stadt. Den Rest, immerhin gut 400.000 Euro, muss der Verein über Sponsoren und Eigenmittel aufbringen. Unterstützt wird der PTSV zudem von den Stadtwerken mit ihrem Halle-Crowd-Projekt. 5.000 Euro sollen hier von privaten wie gewerblichen Spendern eingesammelt werden. Mit dem Geld sollen die noch offenen Gutachten für den Hallenbau bezahlt werden.
„Wir brauchen dringend mehr Kapazitäten"
„Wir brauchen dringend mehr Kapazitäten. Auf einer Warteliste stehen mittlerweile 100 Kinder, die wir nicht trainieren können, weil wir den Platz in der Jahnturnhalle nicht haben“, sagt Bulka. Mittlerweile würden Eltern ihre Mädchen und Jungen schon im Alter ab einem Jahr auf die Liste setzen und hoffen, dass sie später in eine der Gruppen aufgenommen werden können.
Die Jahnturnhalle soll übrigens in der Regie des Vereins bleiben. 2007 hatte der Post TSV die Immobilie von der Stadt gepachtet, die das Denkmal aufgrund seines schlechten Zustands schließen wollte. Seitdem hat der Verein rund 250.000 Euro in das Gemäuer investiert. Dach, Fenster, Heizung, Sanitäranlagen und Umkleiden wurden erneuert. „Wir können auf die Jahnturnhalle zur Absicherung unseres Vereinssports nicht verzichten“, sagt Bulka. Auf einen Termin zur Eröffnung der neuen Halle will sich der Turnchef nicht festlegen. Aber das Weihnachtsturnen 2022 in der neuen Sportstätte ausrichten zu können, sei schon das Ziel.
Das Crowd-Projekt ist im Internet über www.halle-crowd.de/neue-turnhalle abrufbar. (mz)