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Statement von DTB und STB

Schilderungen über Missstände im deutschen Turnen


Statement zu Missständen im Turnen | Foto: DTB/ Tom Weller

Der Deutsche Turner-Bund (DTB) und der Schwäbische Turnerbund (STB) sind betroffen über die zahlreichen Äußerungen von Turnerinnen, die verschiedene, zu unterschiedlichen Zeitpunkten stattgefundene schwerwiegende Missstände im deutschen Turnen öffentlich geschildert haben.


Gleichzeitig versichern wir nachdrücklich, dass sämtliche Beschwerden und Hinweise ernstgenommen und ihnen nachgegangen wurden und dies auch in Zukunft geschehen wird. Dies betrifft sowohl den Brief von Tabea Alt aus dem Jahr 2021 wie auch beispielsweise die Meldung von Michelle Timm, auf die sie in ihrem aktuellen Social-Media-Statement hinweist. Wir bedauern sehr, dass dies insbesondere bei den betroffenen Turnerinnen teilweise gänzlich anders wahrgenommen wird. Ob wir die eingeleiteten Maßnahmen nicht ausreichend vermitteln konnten, die Turnerinnen die Maßnahmen anders wahrnehmen oder diese falsch oder nicht ausreichend waren, muss der Aufarbeitungsprozess zeigen, in den die Turnerinnen intensiv einbezogen werden.


Die Erkenntnisse aus der Meldung von Michelle Timm flossen u.a. in den im Oktober 2024 am BSP Stuttgart gestarteten Interventionsprozess ein, der vor Weihnachten auch vorläufige personelle Konsequenzen nach sich zog. Dabei ist es für uns wichtig, dass in der Aufarbeitung alle Seiten fair behandelt und gehört werden. Auch hier müssen wir die teilweise gänzlich unterschiedlichen Wahrnehmungen anerkennen und diese zum Anlass für eine selbstkritische Überprüfung nehmen.


Die Anzeige von Missständen durch Tabea Alt aus dem Jahr 2021 war erschreckend und zugleich sehr hilfreich. Sie blieben entgegen mancher Darstellungen in den Medien nicht folgenlos. Denn die Erkenntnisse flossen sowohl in den DTB Kultur- und Strukturprozess „Leistung mit Respekt“ als auch in die konkrete Aufarbeitung am BSP Stuttgart ein. Dies führte zu konkreten Maßnahmen des STB am Trainingssystem an dem entsprechendem Bundesstützpunkt, die insbesondere die vier Problemfelder „Umgang mit Verletzungen“, „Kommunikation“, „pädagogische Steuerung“ und „Belastungssteuerung“ betrafen. So wurden beispielsweise die medizinische Steuerung und Weisungsbefugnis von den Trainerinnen und Trainern an eine übergeordnete Person übertragen. Außerdem finden Planungsgespräche nur noch unter dem Sechs-Augen-Prinzip statt und werden protokolliert. Um die pädagogische Steuerung zu gewährleisten, wurden Workshops mit Sportpsycholog*innen absolviert. Die Turnerinnen bedienen außerdem regelmäßig ein sogenanntes RPE-System, anhand dessen die Belastungssteuerung im Training stattfindet. Parallel wurden mit betroffenen Trainer*innen persönliche individuelle Maßnahmen und Auflagen vereinbart und umgesetzt.


Aufgrund der jüngsten Meldungen und Veröffentlichungen von Turnerinnen müssen insgesamt selbstkritisch die Sinnhaftigkeit und der Erfolg der bislang eingeleiteten Maßnahmen grundsätzlich auf den Prüfstand gestellt werden. Wir werden über die zahlreichen bisher durchgeführten Maßnahmen hinaus dazu einen angemessenen Aufarbeitungsprozess starten. Dabei sollen sowohl mögliches Fehlverhalten einzelner Trainerinnen und Trainer, aber auch Fehler im Leistungssportsystem an Bundesstützpunkten und im DTB sowie der Umgang mit möglichen Hinweisen innerhalb der Verbandsstrukturen des STB und DTB überprüft werden.


Zudem haben in den vergangenen Tagen Turnerinnen weitere Missstände aus der Vergangenheit erstmals öffentlich gemacht und das Leistungssportsystem im deutschen Turnen grundsätzlich angeprangert. Wir werden auch hier kritisch prüfen, inwiefern durch den Kultur- und Strukturwandel und weitere Initiativen die richtigen positiven Entwicklungen bereits angestoßen wurden oder ob es auch hier grundsätzlicher Nachbesserungen bedarf.


Außerdem haben sich, motiviert durch die aktuellen Meldungen, Personen direkt an den DTB gewandt, um auch ihre Sicht auf das Leistungssportsystem, auf die Bundesstützpunkte und auf einzelne Personen darzulegen, was wir – wie auch die Statements auf den Social-Media-Plattformen der Athletinnen - sehr begrüßen und was unsere Arbeit unterstützt.


Für den DTB wie auch für den STB gilt weiterhin die Maxime, dass wir einen humanen Leistungssport anstreben und die Leistungserbringung nicht die persönliche Entwicklung negativ beeinträchtigten darf. Dies gilt es nun mit allen Beteiligten (Athlet*innen, Trainer*innen, Funktionsträger*innen und Eltern) sicherzustellen. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit einem solchen positiven Leistungssportklima und im Sinne von Leistung mit Respekt international erfolgreich sein können. Die Trainerinnen und Trainer sind und bleiben dabei auf der Grundlage des Trainerleitbildes des DTB der Schlüssel zum Erfolg. Wir möchten daher an dieser Stelle auch auf die vielen weiteren sehr guten Trainer*innen in Deutschland an den Stützpunkten und in den Vereinen verweisen und ihnen für die wertvolle Arbeit und auch für ihren Beitrag im Kulturwandel danken.


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