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Lukas Dauser trotzt Superinfektion und visiert Olympia an

Nach einer schweren Infektion kämpft sich Turn-Weltmeister Lukas Dauser aus Halle zurück ins Training. Er berichtet von seinen mentalen Strategien und der Vorbereitung auf die Olympia-Qualifikation.


Von Tobias Grosse, Mitteldeutsche Zeitung

Weltmeister Lukas Dauser turnt bei den Deutschen Meisterschaften auch um sein Olympia-Ticket. (Foto: Imago/Schreyer)

Halle/MZ. - Vorstellungskraft ist ein mächtiges und wirksames Instrument zur Steigerung der Leistung im Sport. Als Lukas Dauser jüngst physisch nicht konnte, schwang auch er zumindest psychisch über die Holmen. „Ich bin mental ständig meine Übungen durchgegangen, habe mich dabei selbst gecoacht“, erzählt der König der Barrenturner über die Zeit zwischen Mitte April und Mitte Mai, in welcher er im wohl wichtigsten Jahr seiner Karriere außer Gefecht gesetzt war.


Mentale Stärke als Schlüssel zur Rückkehr

Fünf Wochen durfte der Hallenser wegen einer „Superinfektion“, wie er es nennt, gar nicht oder nur eingeschränkt trainieren. Vom einen auf den anderen Tag brach der gebürtige Bayer, der seit 2020 beim SV Halle trainiert, zusammen. Eine Grippe, eingefangen wohl im Flieger auf dem Weg zurück vom Weltcup im kroatischen Osijek, und eine bakterielle Infektion kamen zusammen.

„Ich hatte extremes Fieber, habe mich krass abgeschlagen gefühlt“, berichtet der 30-Jährige über die Symptome, die mit Antibiotika behandelt werden mussten – wenige Monate vor den Olympischen Spiele, zu denen Dauser, der Weltmeister, als Mitfavorit am Barren reisen möchte.


Lange Erkrankung: Lukas Dauser bangt um Olympia

„Das war mental schwer zu verarbeiten. Ich hatte Angst, dass mir die Zeit davonläuft“, erzählt Dauser nun nach einer lockeren Einheit am Mittwochvormittag in der Trainingshalle des SV Halle. „Ich hatte damals einen richtig guten körperlichen Zustand, war in einer wichtigen Phase, in der wir nochmal voll belasten wollten.“ Dann kam die Infektion, „mein gesamter Plan musste umgeschmissen werden“.

Dauser arbeitete sich langsam zurück, stieg irgendwann ins Teiltraining ein, absolvierte zumindest die Hälfte der sonst zehn wöchentlichen Einheiten. Vor allem half ihm die Visualisierung, das Kopfkino, sich immer wieder vorzustellen, wie er seine Elemente durchturnt, „um bereit zu sein für den Moment, an dem ich wieder ans Gerät darf“, erzählt Deutschlands Sportler des Jahres 2023.


Weltmeister Lukas Dauser muss sich noch für Olympische Spiele in Paris qualifizieren


Mittlerweile ist Dauser, dieser elegant-kraftvolle Künstler an den Holmen, der sich im Oktober 2023 in Antwerpen in Belgien zum ersten deutschen Turn-Champion seit Fabian Hambüchen 2007 gekrönt hat, wieder im Rhythmus. „Er hat in den vergangenen Wochen sehr fleißig trainiert, wir sind auf einem guten Weg“, befindet sein Trainer Hubert Brylok.

Am Wochenende stehen die Deutschen Meisterschaften in Frankfurt am Main und damit der erste Teil der Qualifikation für die Spiele in Paris an. Auch Dausers Vereinskollege Nils Dunkel wird starten, der dritte hallesche Spitzenturner Nick Klessing lässt den Wettkampf nach Problemen mit der Schulter dagegen aus, hofft jedoch, mit einer Sondererlaubnis bei der zweiten Qualifikation am 22. Juni starten zu dürfen.


Neue Übungen für die Olympia-Qualifikation


Dauser ist als Weltmeister nicht für Olympia gesetzt, muss also liefern. „Da ist jetzt gleich Druck auf dem Kessel, das ist aber gut, denn das holt die letzten Prozente raus“, sagt er und findet: „Ich habe mittlerweile wieder ein gutes Niveau, will abliefern, was geht.“

Bei den deutschen Titelkämpfen möchte Dauser auch zum ersten Mal seine überarbeitete Übung am Barren zeigen, die mit einem neuen Element noch einmal eine drei Zehntel höhere Schwierigkeit hat. Das könnte wichtig werden, um in Paris am 5. August seinen Hauptkonkurrenten, den chinesischen Olympiasieger Zou Jingyuan, der bei der WM im Herbst fehlte, zu schlagen.


Letzte Vorbereitungen für Paris


Trotz seines zwischenzeitlichen Ausfalls hat der Weltmeister daran festgehalten, den „Oberarm-Diamidov“ einzubauen. „Mir fehlt aufgrund der langen Pause noch ein bisschen Sicherheit, aber ich habe es mit dem Trainer so abgesprochen, dass wir das trotzdem durchziehen.“ Denn Olympia könnte Dausers letzter großer Wettkampf sein, zögern will er in Paris nicht: „Wir gehen volle Lotte.“


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