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AutorenbildLTV/S-A

Klessing wieder im Einsatz - Bei welchem Wettbewerb der Turnstar mitmacht


Halle (Saale) -

Der Spaß muss warten - bis Donnerstag. „Ich werde das auf keinen Fall vorher üben“, sagt Nick Klessing augenzwinkernd. Sonst geht womöglich die Leichtigkeit und Vorfreude auf die tatsächlich außergewöhnliche Premiere verloren. Die Zeit im Training braucht Halles Top-Turner schließlich auch, um beispielsweise weiter seinen neuen Supersprung einzustudieren.

Den vom Verband angeregten Jux findet der 22-Jährige dennoch gut, genannt „Turnteam Battle“, ein Fernduell der deutschen Kadersportler. Bei diesen ausgefallenen Prüfungen werden keine kompletten Übungen abgefordert, sondern an Geräten verschiedene Fertigkeiten abgerufen. Gesucht wird unter anderem der, der ein Kraftelement an den Ringen am längsten halten kann.

Oder die meisten Flugelemente nonstop am Reck schafft ohne abzusteigen. „Ein richtiger Wettkampf ist das also nicht“, erklärt Klessing, „und die Ergebnisse haben deshalb auch keinerlei Wert.“


Aber immerhin rückt seine Sportart nach der langen Corona-Durststrecke endlich einmal wieder in den Fokus, denn Sportdeutschland TV überträgt den ausgefallenen Schlagabtausch in die Wohnzimmer aller interessierten Turnfans.

„Und es lockert unseren Trainingsalltag auf“, hofft Klessings Trainer Hubert Brylok. Dazu sieht sein Schützling einige seiner Auswahlkollegen wieder, denn zum Team Halle reisen extra als Verstärkung Felix Remuta und Carlo Hörr aus Stuttgart und Dario Sissakis aus Berlin an.

Ihre Herausforderer schaffen sich zeitgleich in Hannover und Berlin. Bis auf die Altmeister Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider macht alles mit, was Rang und Namen hat in der olympischen Sportart.


Nick Klessing will im Dezember bei der EM turnen

Nach vielen Wochen Solotraining abgeschottet zum Schutz vor dem Virus scheint der unterhaltsame Fernvergleich ein probates Mittel, um die Stimmung aufzuhellen im Turnerlager und einen Anreiz zu schaffen, durchzuhalten bis die ersten echten Wettkämpfe kommen.

Immerhin ist es nun amtlich, dass Ende November in Düsseldorf doch noch die deutschen Meistertitel ausgeturnt werden. Und die Tickets zur EM einen Monat später in Baku gleich noch mit. Die Verschiebung der kontinentalen Bestenermittlung vom Frühjahr auf Dezember passt Klessing gut ins Konzept, „ein schöner Jahresabschluss wird das, der den Start in das neue, das Olympiajahr leichter macht“, findet Klessing. So ist er garantiert in Form, wenn der Tokio-Countdown anläuft.


Nick Klessing trainiert einen neuen Sprung

Sein Trainer sieht zudem die Chance, das neu Einstudierte den internationalen Kampfrichtern schon einmal zu präsentieren. Die EM bietet die perfekte Kulisse für die Uraufführung des doppelten Tsukahara am Sprungtisch, also einem Rad mit Vierteldrehung und einem zweieinhalbfachen Rückwärtssalto gebückt. Seit einem Dreivierteljahr üben die beiden den Punkte-Bringer, der Klessings Konkurrenzfähigkeit speziell an diesem Gerät enorm erhöhen soll.

Bis dieser traumwandlerisch sicher im Wettkampf kommt, dauert es zwei Jahre. Denn: „Den Sprung kann man nur üben, wenn man topfit ist“, erklärt Brylok die Schwierigkeit und nennt die EM ein „ideales Testfeld“.

Erst einmal aber muss sich Klessing dafür qualifizieren. Immerhin: Mitte Juli ist ein erstes Trainingscamp aller Kandidaten in Kienbaum geplant.


Bundestrainer Andreas Hirsch nun Coach in Kienbaum

Brylok hofft, das bis dahin auch die Chefsache endlich geklärt ist. Der bisherige Bundestrainer nämlich, Andreas Hirsch, hat seine Auswahlarbeit aus privaten Gründen aufgegeben. Der Berliner und die Hallenser waren bekanntlich nicht immer auf einer Wellenlänge.

Miteinander zu tun haben werden Klessing und Hirsch dennoch weiter, denn der 61-Jährige betreut seit 1. Mai als Trainer in Kienbaum die Förderathleten der Bundespolizei. Ab September ist Klessing dort wieder Stammgast, um seine Polizeiausbildung im Februar abzuschließen.

Wer der neue Chefcoach wird, scheint offen. Der lange als Nachfolger gehandelte Trainersohn Robert Hirsch soll wohl ebenso wenig interessiert sein wie DTB-Nachwuchscoach Jens Milbradt. „Ich kann mir vorstellen, dass es jemand von außerhalb wird“, sagt Brylok und wünscht sich einen deutschsprachigen Kollegen.

Mit dem Personalwechsel erhofft sich der Hallenser eine „ordentliche Kommunikation. Und ich würde mir wünschen, dass der Neue die Meinung der Heimtrainer einholt und diese berücksichtigt“, sagt Brylok. Mit Hirsch hatte er da nicht die besten Erfahrungen gemacht. (mz)



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