Turner-Riege schrammt in Liverpool am Teamfinale vorbei
Die deutschen Turner haben bei der WM in Liverpool am Montagabend (31.10.2022) das Teamfinale knapp verpasst. Zwei Fehler, die in die Wertung einschlugen, führten dazu, dass die Männer von Coach Valeri Belenki zum Ende der Qualifikationswettkämpfe mit 243,292 Punkten auf Rang neun und damit außerhalb des Finalranges landete. Lukas Dauser hingegen hat dank seiner sehr starken Barrenübung das Finale an den Holmen auf Rang erreicht. Auch im Mehrkampf schaffte er den Sprung in den Endkampf. Der 29-Jährige kam mit 80,431 Zählern auf Rang 18.
Trotz der beiden Erfolge zeigte sich der olympische Silbermedaillen-Gewinner kritisch mit seiner eigenen Perfomance: „Ich bin nicht so ganz zufrieden mit mir und meiner Leistung heute. Die beiden Fehler ärgern mich schon, denn die Chance auf das Teamfinale war durchaus da“, sagte Dauser, der an Reck und Pauschenpferd einen Absteiger zu verzeichnen hatte. Positive Worte hatte hingegen Cheftrainer Belenki für seine Athleten übrig: „Ich bin mit unserem Auftritt hier grundsätzlich zufrieden. Klar wäre es schöner gewesen, wir hätten das Teamfinale geschafft, aber wir sind ein junges Team und haben gezeigt, dass wir an den besten acht Teams dran sind“, so Belenki.
Mit den Ringen hatte die deutsche Riege das richtige Auftaktgerät erwischt. Vier solide Durchgänge sorgten für einen guten Einstieg in den Wettkampf und etwas Ruhe im Team. Am Sprungtisch zeigten vor allem die beiden letzten Springer Dauser und Toba bei ihrem Kasamatsu tolle Stände, wobei der Niedersachse Toba mit 14,300 Punkten den Bestwert markierte.
Am mit Spannung erwarteten Barren legte WM-Debütant Brendel vor und machte seine Sache mit 13,600 Punkten sehr gut. Leider musste anschließend Teamkollege Glenn Trebing vom Gerät absteigen – nur 13,200 Punkte für den Trainingskameraden von Andy Toba. Nils Dunkel turnte anschließend sein Programm sicher durch, musste lediglich einmal etwas korrigieren. 14,133 (6,0) Punkte sammelte der in Halle trainierende Schützling von Hubert Brylok. Lukas Dauser als olympischer Silbermedaillengewinner trat als Letzter ans Gerät und turnte sofort offensiv los. Mit viel Dynamik absolvierte er seine mit Höchstschwierigkeiten gespickte Übung (6,6 D-Wert). Lediglich beim Abgang, dem Doppelsalto vorwärts mit halber Schraube musste er einen größeren Schritt machen. Mit 15,400 Punkten verbuchte der Münchner eine starke Wertung, die ihm das Finale der besten Acht sicherte.
Im Durchgang am Reck kam es dann leider zu zwei Absteigern. Pascal Brendel und Lukas Dauser verpassten beim Markelow bzw. beim Kovacs die Stange, so dass ein Sturz in das Teamergebnis durchschlug. Schlussmann Toba machte seine Sache sehr gut. Der EM-Zweite von 2021 setzte mit 13,133 Zählern den Schlusspunkt und Bestwert zugleich aus deutscher Sicht am Königsgerät. Der Boden verlief für das DTB-Quartett Dauser, Dunkel, Trebing und Brendel mit nur kleineren Unsicherheiten. Der 29-jährige Dauser verbuchte hier mit 13,666 Punkten den deutschen Bestwert.
Am Schlussgerät Pauschenpferd legte Toba mit 13,433 Punkte sehr sicher los. Teamkamerad Dauser musste anschließend zum eigenen Ärger einmal absteigen und sich mit 12,233 Zählern begnügen. Glenn Trebing behielt jedoch wie auch Nils Dunkel an den Pauschen die Nerven. Letzter beendete seine Übung unter den Anfeuerungsrufen seiner Teamkameraden und sicherte 14,166 Punkte für das Teamkonto, was jedoch Rang neun bedeute.
Guter WM-Auftritt für deutsche Turnerinnen
Titelkämpfe in Liverpool - Seitz erreicht Finale am Stufenbarren
Die deutschen Turnerinnen absolvierten am Sonntagabend (30.10.2022) im britischen Liverpool einen fast optimalen WM-Auftritt. Das Team mit vier WM-Debütantinnen hatte in der M&S Arena lediglich einen Fehler zu verzeichnen, dafür aber viele gelungene Übungen und starke 155,664 Punkte.
So turnte Top-Turnerin Elisabeth Seitz vor etwa 6.000 Zuschauern an ihrem Paradegerät Stufenbarren mit 14,400 Punkten auf einen zwischenzeitlich achten Rang, was eine Zitterpartie um den Einzug in das Gerätfinale der besten Acht bedeutete, die jedoch ein gutes Ende nahm. Die Europameisterin zeigte sich nach ihrem Corona bedingtem Trainingsrückstand in alter Wettkampfstärke und brillierte wieder einmal an den Holmen. „Ich bin sehr glücklich, dass es hier heute so gut geklappt hat. Ich habe im Laufe der WM-Vorbereitung genau einmal meine Übung durchgeturnt und heute zum zweiten Mal“, erklärte die zehnmalige WM-Teilnehmerin mit einem Lächeln.
Weniger Glück hatte die zweite aktuelle deutsche Europameisterin, Emma Malewski. Die 18-Jährige blieb bei ihrer ersten WM-Teilnahme an ihrem Spezialgerät Balken leider bei der sogenannten Wolf-Drehung am Balken hängen und musste deutliche Abzüge hinnehmen. „Ich bin natürlich im Moment etwas enttäuscht. Ich hoffe, dass ich morgen schon mit einem anderen Blick auf meinen Wettkampf schaue“, so die Hamburgerin, die aufgrund einer Fußverletzung keinen Mehrkampf turnte.
Stattdessen absolvierten die zwei Youngster Anna-Lena König und Karina Schönmaier den Vierkampf und zeigten bei ihrem ersten Auftritt auf internationalem Parkett beachtliche Nervenstärke und sehr gute Leistungen. 49,999 und 50,633 Punkte standen am Ende auf der Anzeigetafel für sie zu Buche – was zwar nicht für das Mehrkampffinale reichte, aber trotzdem einer nahezu optimalen Ausbeute entsprach. Entsprechend hatte Cheftrainer Gerben Wiersma nur lobende Worte für die Beiden, wie auch für Lea Marie Quaas parat, die drei Geräte geturnt hatte. „Ich bin stolz, wie wir uns als Team hier präsentiert haben. Wir haben mehr Punkte erturnt, als wir zuvor als Optimum errechnet hatten. Es war toll zu sehen, wie ruhig und konzentriert alle waren. Elisabeth hat die jungen Turnerinnen wirklich sehr gut geführt“, erklärte der Niederländer und fügte an „es war nicht damit zu rechnen, dass wir hier das Teamfinale erreichen, insofern sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden“.
Schon der Einstieg mit den ersten beiden Geräten lief wie geschmiert für die DTB-Turnerinnen. Am Startgerät Boden zeigten sie keinerlei Nervosität und absolvierten souverän ihr Programm. Auch am darauffolgenden Sprungtisch unterlief dem Quartett kein Fehler. Dann kam der mit Spannung erwartete Stufenbarren. König, Malewski und Schönmaier legten solide vor. Elisabeth Seitz als Letzte zeigte dann ihre Übung mit einem Schwierigkeitswert von 6,1. Ohne größere Fehler turnte sie durch und kam lediglich beim Tsukhara-Abgang etwas seitlich auf der Matte auf. 14,400 Punkte waren ein starker Wert, der in dem dichten Feld der Top-Platzierten Spannung bedeutete. „Eli“ musste also bis zum Schluss bangen, bis sie aufatmen konnte. Am Schlussgerät Balken turnte die junge Riege weiterhin erstaunlich sicher. Lediglich Emma Malewski unterlief der besagte Fehler, wie auch Lea Quaas, die zu Beginn absteigen musste.
Der WM-Zeitplan (alle Zeiten Ortszeit Liverpool = - 1 Std. deutscher Zeit)
Dienstag 01.11. 18:30-21:00 Uhr Teamfinale Frauen
Mittwoch 02.11. 17:40-21:00 Uhr Teamfinale Männer
Donnerstag 03.11. 18:45-21:15 Uhr Mehrkampffinale Frauen
Freitag 04.11. 18:00-21:10 Uhr Mehrkampffinale Männer
Samstag 05.11. 13:30-17:30 Uhr Gerätfinals I
Sonntag 06.11. 13:30-17:30 Uhr Gerätfinals II
*deutscher Zeit
Weiterführende Links
Quellen: