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Corona-Pandemie - Erschwerter Weg zurück für Halles Leistungssport

Aktualisiert: 5. Juli 2021


Halle (Saale) -

Feinmotorik ist gerade gefragt. Und Muskelkraft. Die Halterung für eine Videoanlage muss an der Wand angebracht werden, so ausgerichtet, dass alle Bewegungen vom Brett in die Schaumgummigrube aufgezeichnet werden können. Trainer Attila Kantor legt selbst Hand an.

Wenn es wieder losgeht, soll die neue Technik bereit sein, um beim Training in der Neustädter Trockensprunghalle Schwachstellen der halleschen Kunstspringer aufzudecken. „Das“, sagt Kantor ganz pragmatisch, „wird aber sicher noch dauern.“

Zumindest, was seine kleinen Schützlinge betrifft. Denn diese gehören nicht zu den ausgewählten Kadersportlern, die mit Sondergenehmigung auch zu Coronazeiten weitertrainieren dürfen. Nur acht der 35 Wettkampf-Springer drehen derzeit an Halles Bundesstützpunkt ihre Schrauben und Salti ins Wasser oder den Schaumstoff mit dem Ziel, sich für die nächsten internationale Großaufgaben anzubieten.


Sportler in Halle müssen noch bis zum 18. Mai warten

Der im Trainerpool des Landessportbundes angestellte Kantor muss sich auch gedulden. Sein Arbeitgeber LSB hält ihn dazu an, Überstunden abzubauen und seine Sportler aus der Ferne beim Fithalten zu unterstützen. Mehr geht bis 18. Mai nicht.

„Die meisten meiner Sportler warten ungeduldig darauf, endlich wieder loslegen zu können“, sagt Kantor. Dass jemand die Lust verloren hat und aufhören will, sei ihm „Gott sei dank“ nicht zu Ohren gekommen. „Aber machen wir uns nichts vor“, sagt Kantor, „der Wiedereinstieg wird hart“, der Weg zurück zur Normalität eine Herausforderung. Für alle, auch für ihn. „Einfach zur Tagesordnung überzugehen, das wird nicht möglich sein.“

Der nächste Schritt: Nach mehr als zwei Monaten Pause wieder das Training aufzunehmen - in kleinen Gruppen. Durch erste Lockerungen der von der Landespolitik vorgegebenen Eindämmungsverordnung ist dies unter bestimmten Voraussetzungen nunmehr möglich.


SV Halle hat Konzept für Training im Freien erarbeitet

„Wir haben Konzepte für jede unserer Abteilungen erarbeitet und bei der Stadt eingereicht“, erklärt der Chef des SV Halle, Ingo Michalak. Diese geben an, wer wann wo unter freiem Himmel trainiert. Grünstreifen und Plätze vor den Übungshallen sollen für Athletiktraining genutzt werden. Das Gesamtkonstrukt gleicht einem Bewegungsplan, seine Erstellung war angesichts der vielen Gruppen und Sportarten logistisch schwierig zu händeln.

Die Wasserspringer beispielsweise hoffen, das Neustädter Stadion nutzen zu können. „Und wir werden uns einiges einfallen lassen, damit der Spaß im Training nicht zu kurz kommt“, sagt Kantor. Beim Konditionsbolzen will er auf die Wünsche der Sportler eingehen. Eine Radtour schwebt ihm vor. Das spielerische Element soll nicht zu kurz kommen.

„Der Trainer wird zukünftig wohl noch mehr auch als Psychologe gefragt sein“, findet Michalak. Die Kunst ist, die Kinder bei der Stange zu halten, auch ohne Aussicht auf ein Erfolgserlebnis in einem Wettkampf.


Halles Turner sind unzufrieden mit der Politik

An den Turnern des SV scheint die Zwangspause nicht spurlos vorüberzugehen. „Vereinzelt gab es Abmeldungen“, bedauert Trainer Hubert Brylok und verweist auch die soziale Komponente des Vereinstrainings. Deshalb sei man vorgeprescht. Am 30. April war eine E-Mail an die Stadt gegangen mit einem detaillierten Konzept, wie das Training unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen drinnen vonstatten gehen kann.

Neun Sportler hätten auf 1.600 Quadratmetern in der Halle Kochstraße Platz, sich aus dem Weg zu gehen. Und doch kam ein Nein. „Mich ärgert, dass nicht einmal jemand gekommen ist und sich vor Ort ein Bild gemacht hat“, klagt Brylok.


Öffnung von Sporthallen: Land entscheidet am 27. Mai

Auch die Ansage von Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) an Sachsen-Anhalts Landräte - ausgesprochen im Zusammenhang mit der geplanten Wiedereröffnung der Gastronomie Ende letzter Woche („Ich werde ihnen das ganz schwer machen“) - hält der Trainer für ein falsches Zeichen.

Er hätte sich gewünscht, gemeinsam nach sinnvollen Lösungen zu suchen. Dass nichts unmöglich ist, zeigen andere: „In allen anderen Turn-Zentren deutschlandweit“, so Brylok, „ist das Training unterm Dach bereits wieder angelaufen.“ Auch für Landeskader.

In Halle heißt es, sich weiter in Geduld zu üben und mit Open-Air-Training behelfen - zumindest bis zum 27. Mai. Bis dahin soll auf Landesebene entschieden werden, wann die Hallen wieder offen sind. So wie die Turner werden dann auch alle anderen Sparten Konzepte parat haben müssen. Es wartet also eine Menge Arbeit auf die Trainer, auch wenn diese gerade etwas anders aussieht als zu coronafreien Zeiten. (mz)



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