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30 Jahre Landesturnverband Sachsen-Anhalt


Der Landesturnverband feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Im folgenden Text werden die Höhepunkte der letzten 30 Jahre aufgeführt, welche die Arbeit in den Turnsportarten der letzten 30 Jahre geprägt und geformt haben.


Gründung und erste Schritte

Auf dem Deutschen Turntag, welcher 1990 in Hannover stattfand, erfolgte die Aufnahme der fünf neuen Landesverbände als Zusammenschluss der Fachverbände der DDR. Diese waren aus dem Deutschen Turnverband der DDR hervorgegangen. Die Gründungsveranstaltung des Landesturnverbandes Sachsen-Anhalt fand am 18. Juni 1990 statt, durch Vertreter der ehemaligen Bezirksfachausschüsse Halle und Magdeburg angeführt von deren Vorsitzenden Rudi Ronneberger und Herbert Jandl. Am 09. Juli 1990 wurde die Gründung rechtskräftig mit dem Eintrag in das Vereinsregister des Landes Sachsen-Anhalt. Während man sich im Juni ausschließlich mit strukturellen Fragen beschäftigte, stand der 1. Landesturntag im Oktober 1990 im Sportlerheim der BSG Chemie Schkopau ganz im Zeichen der inhaltlichen Ausrichtung der Verbandsarbeit und der Wahl des Leitungsgremiums, dem LTV-Präsidium. Mit großer Mehrheit wurde Prof. Dr. Jürgen Leirich zum ersten LTV-Präsidenten gewählt, unter dessen Federführung der Landesturnverband Sachsen-Anhalt seine Entwicklung begann und über drei Wahlperioden erfolgreich gestaltete.

Der Deutsche Turner-Bund hatte zu diesem Zeitpunkt Partnerschaften zwischen einem westdeutschen Landesturnverband und einem aus den neuen Bundesländern empfohlen. Dies war für den LTV/S-A zunächst der Badische Turner-Bund mit Hermann Mainzer an der Spitze und Gernot Horn als Geschäftsführer, welcher am Gründungsturntag teilnahm und dem unser neuer Verband viele praktische Anregungen und Unterstützung verdankt. Später wurde dann der Niedersächsische Turner-Bund unser Partner unter seinen Präsidenten Hanno Wälzholz und Werner Luchtmeier sowie dem Geschäftsführer Heinz-Hermann Gerlach. Die vielfältigen freundschaftlichen Kontakte haben sich bis heute erhalten.

Das erste Präsidium des LTV/S-A bestellte Bianka Hüller als Geschäftsführerin, erarbeitete die Strukturen und Ordnungen des neuen Verbandes und beschäftigte die Trainer, die in der Geschäftsstelle leitende Funktionen (Landesnachwuchstrainer) wahrzunehmen hatten. Eine besondere Schwierigkeit bestand darin, dass der neue LTV nun auch alle im DTB vertretenen Sportarten betreuen musste. Dies fiel den Vertretern des Musik- und Spielmannswesen und auch den Orientierungsläufern nicht leicht, da sie ihre im DTSB der DDR genossene Selbstständigkeit aufgeben mussten. Auch die Gymnastinnen, Turnspieler, Rhönradturner, Trampolinturner und Sportakrobaten mussten nun lernen, dass sie unter dem Oberbegriff „Turnen“ Mitglieder des Verbandes waren. Es war für den Landesturnverband eine interessante, aber auch schwierige Zeit, weil viele Gestaltungräume und Ideen umgesetzt werden konnten. Andererseits verfügte der Verband überzunehmend weniger Personalstellen, wodurch viele erfolgreiche Trainer und Trainerinnen entlassen werden mussten. Auch der sehr frühzeitige Besuch des damaligen Präsidenten des DTB, Prof. Jürgen Dieckert am Bundesstützpunkt Halle, der sich erstaunt über die modernen Bedingungen und das Leistungsniveau zeigte, konnte dieser Entwicklung wenig entgegenwirken.


Wettkampf- und Leistungssport

Der Schwerpunkt der inhaltlichen Verbandsarbeit war (und ist heute noch) der Wettkampfsport in allen in Sachsen-Anhalt betriebenen Turnsportarten. Dabei war sowohl der Wettkampftätigkeit im Land für Jedermann als auch die nachwuchsleistungs- und leistungssportliche Ausrichtung der besten Turnerinnen und Turner, Gymnastinnen und Trampolinturner über die Landesgrenzen hinaus Ziel der Arbeit. Auch neuem wurde sich nicht verschlossen. So konnte sich auch der Orientierungslauf und die Aerobic zu sehr erfolgreichen Wettkampf- und Leistungssportarten entwickeln.

Beleg für die erfolgreiche Arbeit im Landesturnverband waren und sind die Erfolge der Sportler, die konzentriert in Halles Leistungszentren (GT, RSG, Aerobic) sowie Dessau (Trampolin) und OL-Vereinen wie BSV Ammendorf 1910 und SV Wissenschaft Quedlinburg trainierten. Das Resultat der sehr guten Arbeit waren mehre OS- und World-Games-Teilnahmen, WM- und EM-Medaillen und zahlreiche Teilnahmen und Medaillen bei Weltcups. Zu den erfolgreichsten Aktiven der vergangenen drei Jahrzehnte gehören u.a.:

GT männlich – Mario Franke, Maik Krahberg, Oliver Walther, René

Tschernitschek, Christian Berczes, Matthias Fahrig, Nick

Klessing

RSG - Julia Nickel, Frieda Roloff, Christina Graf, Laure Tabea Marx, Katja Luschik

GT weiblich - Sandra Schlüter, Nicole Grützke, Kim Janas

Trampolin - Uwe Marquardt

OL - Karin Schmalfeld

Aerobic Marie-Cathrin Bösa, Jana Heinze, Chris Harvey, Anne Ruschke, Jutta Neuendorf, Alexa Tschernitschek, Carolin Tänzer, Janka Daubner

Zu den aktuellen Leistungsträgern, auf welche wir auch in Zukunft zählen gehören u.a.:

GT männlich – Nick Klessing, Moritz Bulka, Anton Bulka

RSG – Valerie Bauer, Lina Fleuch

Aerobic – Jule Trödel

Rhönrad – Malte Schröder, Julian Robin Stuck


Erfolgreiche LTV-Kampagnen und Großveranstaltungen

Die Firma Kraft, damaliger Hauptsponsor des Deutschen Turner-Bundes, der DTB und unser junger Landesverband starteten 1991 in Halle unter Leitung des Marketingchefs Ernst Bau den ersten Aktiverleben-Tag in den neuen Bundesländern. Die Idee war, Turnen und gesunde Ernährung gepaart mit Lebensaktivität miteinander zu verbinden. Tausende Hallenser und Fernsehstationen, darunter auch das ZDF, waren gekommen, dieses Großereignis zu dokumentieren. Es war ein großer Erfolg, die Initiatoren aus den alten Bundesländern waren begeistert von den Organisatoren unseres Landesturnverbandes. Jährlich fanden diese Veranstaltungen statt, und letztlich ging daraus 1996 die erste Turngala unseres Verbandes hervor. Mit großer Dankbarkeit zeichneten wir aus diesem Anlass Ernst Bau mit der höchsten Auszeichnung, der Ehrenplakette, aus.

Es war ein besonderes Anliegen des Landesturnverbandes, das Jahn-Gedächtnisturnen weiterzuführen und nun auch für die Turnerinnen und Turner Deutschlands auch durch Programmerweiterung zu öffnen. Das Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnfest, wie es nun seit Anfang der 1990er Jahre heißt, zieht alljährlich über 1000 Teilnehmer an. Neben den traditionellen Gerätturnwettkämpfen auf der Stadionwiese, wurde das Programm erweitert durch den Jahn-Lauf, das Jedermannturnen, den Stadt-Orientierungslauf u.a. Alljährlich wird das Fest mit einer traditionellen Kranzniederlegung im Ehrenhof des Jahn-Museums oder jetzt am Jahn-Denkmal eröffnet, und die Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft führt ihre Mitgliederversammlung in der Ehrenhalle durch. Dieses Jahr wird das Turnfest aufgrund der Covid-19-Pandemie leider erstmals seit Jahrzehnten nicht stattfinden können. Diese Entwicklung wird auch Auswirkungen auf die Planung des 100. Friedrich-Ludwig-Jahn-Turnfestes haben, da sich dieses somit um ein Jahr auf 2023 verschiebt.

Es war eine besondere Idee des Präsidiums der ersten Jahre, die Freyburger Jugendherberge zu einer Landesturnschule auszubauen und für die besondere Bildungsarbeit des DTB in der Jahnstadt Freyburg in Einheit mit dem Jahn-Museum und den anderen Gedenkstätten zu nutzen. Das schien zu gelingen und die feierliche Übergabe durch das Ministerium für Arbeit, Soziales und Sport fand 1996 in Anwesenheit unserer Partner aus Niedersachsen und des Präsidenten des Landessportbundes, Prof. Dr. Klaus Gottschalk, statt. Leider wurden die vereinbarten Bedingungen nicht eingehalten und das Objekt musste nach einigen Jahren Betrieb als Landesturnschule wieder abgegeben werden.

Auch wenn es 1996 viele Skeptiker gab, wurden die Vorbereitungen für die erste Veranstaltung „Feuerwerk der Turnkunst“ gemeinsam mit dem Niedersächsischen Turner-Bund getroffen. Im Januar 1997 war es dann soweit, und das erste Mal wurde das „Feuerwerk“ in der Brandbergehalle in Halle gezündet – eine Veranstaltung, welche sich zu einer festen Tradition am Jahresanfang entwickelt hatte und über 4000 Zuschauer in die Messehalle lockte. Im Januar 2020 fand das vorerst letzte „Feuerwerk der Turnkunst“ in Halle statt, dafür wird im kommenden Jahr zum ersten Mal die „TurnGala“ mit der Show „Bizarr“ in der Brandbergehalle Station machen. Genau dort also, wo auch die erfolgreiche Geschichte des „Feuerwerks“ begann.

Eine ebensolche parallele erfolgreiche Entwicklung hatten das Weihnachtsschauturnen des SCM in der Magdeburger Bördelandhalle sowie das Turnmusical „TABEA“ des SKC in Halle – ein Aushängeschild für unsere Turnvereine.


Freizeit- und wettkampfungebundener Sport

Mit dem 4. Landesturntag 1996 übergab Jürgen Leirich die Verbandsführung an Gudrun Steinbach, die sie über 20 Jahre mit viel Engagement und persönlichem Einsatz ausübte. Auch unter ihrer Leitung war Wettkampf- und Leistungssport ein Schwerpunkt der Verbandsarbeit, wobei aber immer die Balance zum wettkampfungebundenen Sport gehalten wurde. Aus diesem Bereich kam und kommt die Masse der Verbandsmitglieder, die ebenfalls ein Anrecht auf Unterstützung und Förderung ihrer Tätigkeit hat. Unter den in den letzten Jahren bekannt gewordenem Begriff „Gymwelt“ initiierte der Verband zahlreiche Aktivitäten, Projekte und Hilfestellungen für die Vereinsarbeit im Allgemeinen und die Übungsleitertätigkeit im Speziellen. Im Ergebnis dessen beheimatet der Verband aktuell über 430 Vereine und unterstützt fast 1.000 lizenzierte Übungsleiter, die im Besitz von mehr als 1.400 Lizenzen sind.

Der Landesturnverband entwickelte um die Jahrtausendwende Strategien, um möglichst viele Vereine vor Ort zu erreichen und seine Dienstleistungen anzubieten. So entstand 1999 die Initiative „Wir für Euch“ unter der Leitung von Dr. Rolf Wünsche, die vor allem die Aus- und Fortbildung von Übungsleitern und Angebote vor Ort beinhalteten und sich vorwiegend auf den Bereich von Fitness, Gymnastik und Tanz bezogen. Parallel dazu wurde der Bereich des Gesundheitssports entwickelt mit den Gesundheitssportwochen und der Ausbildung zum Präventionsübungsleiter. Die Satzung des Landesturnverbandes wurde 2006 auf dem Landesturntag angepasst und erstmalig ein Vizepräsidentenbereich Gesundheitssport eingerichtet.

Eine weitere wichtige Entwicklung wurde 2005 eingeleitet mit der Konzipierung der Landesprojekte „Frauen – Fit und Vital“ und „Fit und Vital – Kinder der Grundschulen in Bewegung“. Besonders das Projekt für die Kinder sollte sich für den Landesturnverband als eine sehr erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung in und mit den Sportvereinen des Landes herausstellen.


Kinderturnen in Sachsen-Anhalt

Vorrangig in den letzten 10 Jahren ergänzte ein weiterer Schwerpunkt die vielfältige Verbandsarbeit – das Kinderturnen. Regelmäßige und durch qualifizierte Übungsleiter gestaltete Übungsstunden in den Vereinen, in denen die Bewegung und der Spaß im Vordergrund stehen, war und ist das Ziel der Maßnahmen, die im Verband konzipiert und durchgeführt wurden und werden.

Alles begann mit dem 3-Jahres-Landesprojekt „Fit und vital – Kinder der Grundschulen in Bewegung“. In Zusammenarbeit des Landesturnverbandes mit dem Kultusministerium und der AOK Sachsen-Anhalt wurde die Entwicklung von Grundschülern, die sich regelmäßig sportlich betätigen, verglichen mit Schülern, die dies nicht tun. Ergänzend gab es auch Hinweise zu gesunder Ernährung im Kindesalter. Auf dem landesoffenen „Kinderturn-Kongress“ in Halle/ Saale wurde eine mehr als positive Bilanz gezogen. Kinderturnen ist das vielseitige Spielen, Bewegen und Fertigkeitslernen an, mit und ohne Materialien oder Geräten. Kinderturnen bietet unseren Kindern die Bewegungs- und Erfahrungsmöglichkeiten, die sie für ihre gesunde und ganzheitliche Entwicklung benötigen und fördert wie keine andere Sportart vielseitig und umfassend alle wichtigen motorischen Grundtätigkeiten wie Krabbeln, Gehen, Laufen, Hüpfen, Springen, Schwingen, Wälzen/Rollen, Klettern, Steigen, Rutschen, Stützen, Werfen und Fangen. Dabei orientiert sich Kinderturnen an den unterschiedlichen Bedürfnissen und individuellen Fähigkeiten aller Kinder.

Mit der Fixierung der MARKE „Kinder-Turn-Club“ im Verein erhielt das Kinderturnen einen Gütesiegel, das derzeit 25 aktive Mitgliedsvereine des Landesturnverbandes verliehen bekommen haben.


Seit 2012 konnten fünf Kinderturnshows in Sachsen- Anhalt realisiert werden:

2012 Spergau „Affen stark & Löwen schlau“

2013 Wittenberg „Affen stark & Löwen schlau“

2015 Spergau „Kinderturn- Show- echt Stark!!

2017 Zeitz „Affen stark & Löwen schlau“

2019 Spergau „Affen stark & Löwen schlau“


Sowie vier Landeskinderturnfeste Sachsen- Anhalt:

2011 Zeitz

2015 Halle/Saale

2017 Löbejun

2018 Trebitz (Bad Schmiedeberg)


Auch Kinderturnen on Tour ist seit 2015 in Sachsen-Anhalt unterwegs bei Vereinsfeiern, Stadtfesten, Kindergärten, Grundschulen und Kinderturnclubfeiern. Auch Kreissportbünde in Sachsen-Anhalt werden hierbei mit unterstützt.

Am 14. Oktober 2018 fand mit dem 10. Landesturntag der bisher letzte statt. Auf ihm verabschiedete sich Gudrun Steinbach aus ihrer Führungsposition und verwies auf eine sehr erfolgreiche Entwicklung der Verbandsarbeit in allen Bereichen, auch wenn sowohl Höhen und als auch Tiefen diese prägten. Aber schlussendlich hat alles den Verband weiter vorangebracht und die Zusammenarbeit mit allen Turnbereichen und LTV-Mitgliedsvereinen qualifiziert. Als neue LTV-Präsidentin wurde Manuela Dietz einstimmig gewählt.


Zu großem Dank verpflichtet ist der Verband allen Übungsleitern und Trainern, allen Vereinsleitungen sowie den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern für 30 Jahre Arbeit mit und für den Landesturnverband Sachsen-Anhalt.


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